Unter diesem Motto hat Stern- Journalist Rainer Nübel mit interessierten Studierenden am Campus Stuttgart diskutiert.

BildAnhand von spannenden Beispielen aus seiner eigenen Erfahrung veranschaulichte er im Rahmen eines Praxisforums den Stellenwert, den „guter Journalismus“ in Deutschland, aber auch international innehat. Dabei beleuchtete er sowohl positive als auch negative Aspekte, die investigativer Journalismus beinhaltet.

Zunächst erörterte er die Fragestellung, inwiefern die Bezahlung von exklusiven Insider- Informationen gerechtfertigt sei. Diese, vor allem bei größeren Medieninstitutionen, gängige Methode, ist laut Nübel fragwürdig. Nur wenn das Thema eine hohe Relevanz habe und man mit eigener Recherche nicht an die gewünschten Informationen komme, sei dies gerechtfertigt. Dabei geht es laut Nübel in der Regel um Summen von 3.000 bis 4.000 Euro. Dass manche Medienunternehmen sogar bis zu 50.000 Euro für Exklusivgeschichten bezahlt haben, hält der Journalist für „maßlos überteuert“.

Neben finanziellen Anreizen nannte der Stern- Reporter weitere Motivationen, die Informanten antreiben, geheime Details preiszugeben. Dabei spielt die eigene Betroffenheit von Missständen, aber auch oftmals persönliche Rache eine wichtige Rolle. Laut Nübel lässt sich häufig bei Regierungswechseln beobachten, dass Kandidaten, die bei der Postenvergabe zu kurz gekommen sind, oftmals gewillt sind, ihre eigenen Parteimitglieder anzuschwärzen. Davon getrieben treffe sich der eine oder andere hohe Vertreter einer Partei auch gerne mal auf Autobahnrastplätzen, um pikante Details über seine vermeintlichen Kollegen an Pressevertreter weiterzureichen.

Im Zusammenhang mit dem Polizistenmord von Heilbronn skizzierte Nübel vor allem die Wichtigkeit des Informantenschutzes und die kritisch zu betrachtenden Methoden von Behörden bezüglich der Weitergabe von neuen Kenntnisständen. In diesem Zusammenhang riet Nübel den Jungjournalisten dazu, die Kontakte zu Informanten stets und auch über Jahre hinweg aufrecht zu erhalten anstatt sie nur zu „instrumentalisieren“. Dies könne bestenfalls dazu führen, dass die bestehenden Kontakte neue Quellen für den recherchierenden Journalisten anwerben.

Darüber hinaus riet der investigative Reporter dem Nachwuchs dringend, das Handwerk der Recherche in einer Lokalredaktion zu erlernen. „Investigative Recherche bedeutet nicht immer gleich die großen Kaliber. Ganz im Gegenteil: Es fängt schon auf Kommunalebene an“, so der Preisträger des „Journalisten des Jahres“.

Die Digitalisierung des Journalismus beeinflusst den investigativen Teil laut Nübel insofern, als dass nicht mehr lediglich Journalisten die Schlagzeilen generieren, sondern dass immer häufiger neue Protagonisten auftauchen, wie zum Beispiel Julien Assange bei der Wikileaks- Affäre oder Edward Snowden im NSA- Skandal. Hier sei es weniger die Aufgabe des Journalisten an Informationen zu gelangen, sondern vielmehr seine Gatekeeper- Funktion wahrzunehmen: die Informationen einzuordnen, zu streuen und dabei Strategien für eine erfolgreiche Publikation der Fakten zu erarbeiten.

Nübels überraschendes Fazit: Investigative Recherche sei nicht unbedingt als „Königsdisziplin“ des Journalismus zu betrachten. Diese journalistische Gattung auf einen Sockel zu heben ist dem Reporter zufolge unangemessen. Eine sehr gute Reportage, die die Hintergründe einer Geschichte auf authentische Weise aufarbeitet und dem Leser zugänglich macht, sei viel wichtiger.

(Natalie Diedrichs/ Journalistik-Studentin im 3. Semester)

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