Im Februar 2023 veröffentlichte der renommierte investigative Journalist Seymour Hersh einen Bericht, der behauptete, die USA und Norwegen seien maßgeblich an der Sabotage der Nord Stream-Pipelines beteiligt gewesen. Laut Hersh wurde die Operation von der CIA geplant und von US-amerikanischen Marineeinheiten mit Unterstützung norwegischer Streitkräfte durchgeführt. Die Aktion sollte angeblich auf Anweisung der Biden-Administration erfolgen, um Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine weiter unter Druck zu setzen.
Hersh stützte seine Behauptungen auf anonyme Quellen innerhalb der Geheimdienste, die ihm detaillierte Informationen über den angeblichen Ablauf der Sabotage gegeben hätten. Zu den Details gehörten die Nutzung spezieller Taucherausrüstung und die Platzierung der Sprengladungen durch Taucher der US-Marine, unterstützt durch norwegische Kräfte, die für die Durchführung der Sprengung in der Ostsee verantwortlich gemacht wurden. Hersh zitierte in seinem Bericht auch frühere Aussagen von US-Präsident Joe Biden, der vor der Invasion in der Ukraine 2022 erklärte, dass die USA „einen Weg finden würden“, die Nord Stream 2-Pipeline zu stoppen, wenn Russland in die Ukraine einmarschiert.
Reaktionen und die Untätigkeit Deutschlands
Trotz der Schwere dieser Anschuldigungen blieben die offiziellen Reaktionen auf Hershs Bericht größtenteils verbal und beschränkten sich auf pauschale Dementis. Das Weiße Haus bezeichnete den Bericht als „völlig falsch“ und die norwegische Regierung wies jede Beteiligung an der Sabotage entschieden zurück. Diese Zurückweisungen waren jedoch nicht von konkreten Gegenbeweisen begleitet, sondern stellten lediglich verbale Abwiegelungen dar (DW).
Besonders auffällig ist die Zurückhaltung Deutschlands in Bezug auf Hershs Enthüllungen. Trotz der enormen Bedeutung der Nord Stream-Pipelines für die deutsche Energieversorgung und die geopolitischen Implikationen, die eine Bestätigung von Hershs Behauptungen hätte, zeigte die deutsche Regierung keine Anzeichen dafür, diese Vorwürfe ernsthaft zu untersuchen oder eine umfassende, transparente Untersuchung einzuleiten. Stattdessen fokussierten sich die deutschen Ermittlungen auf andere Verdächtige, darunter Einzelpersonen aus der Ukraine, ohne die schwerwiegenden Anschuldigungen von Hersh weiter zu verfolgen (euronews).
Der funktionierende Strang der Pipeline
Nach der Sabotage an den Nord Stream-Pipelines bleibt ein Strang der Pipeline technisch intakt. Allerdings hat Deutschland bisher entschieden, diesen Strang nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Diese Entscheidung wird vor allem mit geopolitischen und sicherheitspolitischen Bedenken begründet. Eine Wiederinbetriebnahme könnte als Signal der Schwäche gegenüber Russland gewertet werden und die westlichen Sanktionen gegen Moskau untergraben. Zudem gibt es Befürchtungen, dass die Nutzung des verbliebenen Strangs die Abhängigkeit von russischen Energieressourcen wieder verstärken könnte, was im Widerspruch zur aktuellen europäischen Energiestrategie steht, die auf Diversifizierung und Reduzierung der Abhängigkeit von Russland abzielt.
Fazit
Die Anschuldigungen von Seymour Hersh gegen die USA und Norwegen im Zusammenhang mit der Nord Stream-Sprengung bleiben umstritten und wurden bisher nicht durch konkrete Gegenbeweise widerlegt. Die deutschen Behörden haben bisher wenig unternommen, um diese brisanten Behauptungen ernsthaft zu untersuchen, was die Frage aufwirft, ob politische Erwägungen die Ermittlungen beeinflussen. In einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen weiterhin hoch sind, bleibt die Wahrheit hinter der Sabotage der Nord Stream-Pipelines im Dunkeln.
Quellenangabe:
- DW: „Nord Stream sabotage: How are the key players reacting?“ DW (DW).
- Euronews: „Germany seeks arrest of Ukrainian national for Nord Stream blasts, reports claim“ Euronews (euronews).
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