,,Wir können nichts mehr für Sie tun“ – diesen Satz haben viele der unheilbar kranken Patienten schon so oder so ähnlich gehört, bevor sie auf die PalliativStation im Klinikum Ingolstadt kommen.

BildDort machen sie eine andere Erfahrung. „Wir können noch sehr viel für Sie tun“, heißt es hier. Lebensqualität bis zuletzt ist das Ziel und auch gelebte Praxis. Rund die Hälfte der Patienten verlässt die Station sogar wieder in stabilem Zustand nach Hause oder in eine andere Einrichtung – inzwischen seit zehn Jahren. Mit einem Festakt hat die Station nun Geburtstag gefeiert. Zum runden Jubiläum gibt es viel Grund zur Freude, aber auch Anlass zur Besorgnis.

Es geht ziemlich ruhig zu auf der Station 86 ganz oben im Klinikum. Auf dem hellen, lichtdurchfluteten Gang ist es weit stiller als auf vielen anderen Stationen. Das ist auch so gewollt. Denn die Patienten, die hier sind, brauchen viel Ruhe. Sie sind unheilbar krank. Die Medizin sei mit ihrem Latein am Ende, sagt man in solchen Fällen manchmal. Ein großzügiges und sonnendurchflutetes „Wohnzimmer“ steht den Bewohnern der Station offen, ein künstlerisch gestalteter Raum der Stille bietet eine stimmungsvolle Umgebung zur Besinnung und Erinnerung. An den Türschildern stehen keine Namen, sondern Symbole. Es wird viel Wert auf Diskretion gelegt – vor allem aber auf eine spezialisierte palliativmedizinische Betreuung und besonders menschliche Fürsorge. Davon konnten sich auch die Teilnehmer einer Führung auf der Station anlässlich des zehnten Geburtstags der Station überzeugen.

Die PalliativStation füllt eine Lücke in der medizinischen Versorgung, und die Medizin ist auch im Umgang mit unheilbar kranken Patienten noch lange nicht am Ende mit ihrem Latein – das wurde im Rahmen der Feierstunde in den Räumlichkeiten der GesundheitsAkademie im ÄrzteHaus am Klinikum deutlich. Es gehe um Patienten, die zwar nicht mehr geheilt werden könnten, aber für die die spezialisierte palliativmedizinische Betreuung auf der PalliativStation eben doch ein großer Gewinn an Lebensqualität sei – und nicht nur für sie, sondern auch für die Angehörigen. Prof. Dr. Gunther Lenz, der Direktor des Instituts für Anästhesie und Intensivmedizin im Klinikum, der sich auch persönlich sehr für die Einrichtung der Station eingesetzt hatte, skizzierte zu Beginn der Feierstunde vor rund 120 Gästen die Vorgeschichte und Entwicklung der Station nach, die im März 2004 ihren Betrieb aufgenommen hatte.

Neue Herausforderungen für Palliativmedizin

Prof. Dr. Günter Ochs, der Ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Ludwig Brandl vom Hospizverein Ingolstadt und Dorothea Hentsch vom Förderverein Palliative Versorgung Ingolstadt betonten in ihren Grußworten die Bedeutung der Station und die gute Zusammenarbeit im palliativmedizinischen Netzwerk in der Region. In ihrem Festvortrag warf Prof. Dr. Claudia Bausewein, die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin an der LMU in München, einen Blick auf den zukünftigen Herausforderungen ihres Faches. Der demografische Wandel bringe neue Herausforderungen mit sich, unter anderem einen vermehrten Umgang mit dementen Patienten. Zudem brauche es kluge Instrumente, um festzustellen, welche Patienten wirklich eine so intensive Versorgung wie im Klinikum benötigten.

Auch neue Konzepte wie etwa eine palliativmedizinische Tagespflege und eine verstärkte ambulante Versorgung seien denkbar. Vor allem aber könne die Palliativmedizin weit früher ansetzen. Es gehe nicht nur um „Medizin für die letzten Tage“. Man könne etwa bereits unmittelbar nach einer Tumoroperation damit beginnen und somit nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch lebensverlängernd zu wirken.

Gegenseitiger Halt

„Was hält uns noch auf der Palliativstation?“, fragte Mitarbeiterseelsorger Helmut Reuter anschließend in seinen Gedanken anlässlich des Festabends. Die menschliche Zuwendung der Mitarbeiter für die Patienten auf der Spezialstation sei nicht nur ein Geben, sondern auch ein Nehmen. Die Patienten und die Menschen, die sich um sie kümmern, könnten sich gegenseitig unterstützen und Halt geben. Dabei komme es vor allem auch auf die richtige Haltung und Perspektive an.

Abschließend bedankten sich Stationsleiter Thomas Fiedler und Dr. Michael Ried, der Oberarzt im Institut für Anästhesie und Intensivmedizin, der für die Station zuständig ist, bei den vielen engagierten Menschen, die in den vergangenen zehn Jahren dazu beigetragen haben, sie – trotz der unheilbaren Krankheiten – zu einem heilsamen Ort für die Bewohner zu machen. Das palliativmedizinische Netzwerk in der Region funktioniere sehr gut und die Unterstützung durch den Förderverein um Dorothea Hentsch und viele weitere engagierte Menschen gehe noch einmal über das normale Maß der bereits sehr intensiven Betreuung auf der Station hinaus, so Ried. Für einen würdigen Rahmen sorgte der Chor der Mittelschule Schottenau aus Eichstätt. Die rund 30 Schüler und ihre Lehrer traten kostenlos auf und setzten damit selbst ein Zeichen.

„Tankstelle“ für 3000 bis 4000 Patienten

Rund 400 Patienten werden auf der Station inzwischen pro Jahr versorgt. Insgesamt waren es in den vergangenen zehn Jahren zwischen 3000 und 4000 Menschen, die in der schweren Zeit einer unheilbaren Krankheit hier wertvolle Unterstützung und Lebensqualität gefunden haben. Rund 85 Prozent von ihnen seien Tumorpatienten, so Ried. Aber auch Menschen mit Herzkreislauf-, Lungen-, oder Nierenerkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems und anderen schweren Leiden werden auf der Station versorgt. Auch wenn sie unheilbar krank sind – die Station sei keine „Sterbestation“, betont der Anästhesist. „Natürlich sterben auch Menschen auf der PalliativStation. Aber für viele sind wir wie eine Tankstelle: Die Patienten kommen, docken an, tanken auf und verlassen uns dann wieder“, erklärt Fiedler.

Sorgen um Finanzierung

Zehn Jahre nach der Gründung gibt es aber offenbar nicht nur Grund zu feiern. Bereits in den ersten acht Jahren sei die Finanzierung der Station sehr schwierig gewesen. In den letzten zwei Jahren aber habe sich die Situation noch einmal dramatisch verschärft, sagt Stationsleiter Fiedler. Immer mehr Bürokratie statt Arbeit am Patienten sei hinzugekommen, die Finanzierung zunehmend schwierig. „Es geht nur noch, weil unser Haus das mitträgt“, lobt Fiedler. Die Politik müsse hier ein wenig das System überdenken, hofft er. Schließlich solle die PalliativStation auch in weiteren zehn Jahren eine Lücke in der medizinischen Versorgung schließen, die viel mit der menschlichen Seite der Medizin zu tun hat, vor allem aber auch mit Menschenwürde bis zum Schluss.

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