Der Trend zum Sparen ist in Deutschland ungebrochen – doch allein im 1. Quartal mussten Sparer hierzulande einen Verlust von 8,1 Milliarden Euro verkraften. Der Realzins rutscht aufgrund der gestiegenen Inflation ins Minus – de facto wird das Kapital also immer weniger. Diese traurige Realität haben Comdirect und Barkow Consulting in ihrem neuesten Realzins-Radar nun veröffentlicht. Obwohl die Nominalzinsen fast überall positiv sind, liegen sie doch auf sehr niedrigem Niveau und somit in der Regel unter der Inflationsrate – dies ergibt einen negativen Realzins. Das bedeutet, dass die Kaufkraft des gesparten Kapitals selbst unter Berücksichtigung der (geringen) Zinserträge immer weiter abnimmt. Es stellt sich somit die Frage, ob Sparen im herkömmlichen Sinne überhaupt empfehlenswert ist.

DURCHSCHNITTLICHE ZINSEN AUF SEHR NIEDRIGEM NIVEAU

Tages- oder Festgeldkonten werfen derzeit nur sehr wenig Zinserträge ab: Im 1. Quartal 2021 lagen die durchschnittlichen Zinsen bei nur 0,11 %. Die Inflationsrate betrug hingegen durchschnittlich 1,36 % – somit haben Sparer im Mittel einen Verlust von ca. 1,25 % in den letzten 3 Monaten hinnehmen müssen. Für das 2. Halbjahr 2021 erwarten Fachleute sogar eine anziehende Inflation – damit könnten noch viel größere Realverluste auftreten. Doch wer meint, die Sparer wenden sich deshalb von dieser Form der Geldanlage ab, der irrt. Das Sparvolumen stieg in den letzten 12 Monaten um ca. 173 Milliarden Euro an. Verteilt man die bisher aufgetretenen Verluste auf Einzelpersonen, hat jeder Sparer durchschnittlich 97 Euro verloren. Auch die langfristige Betrachtung stellt sich nicht positiver dar: Berechnet man den Realzins seit Ende 2010, haben Sparer durchschnittlich 1.847 Euro pro Kopf verloren – insgesamt über 151,9 Milliarden Euro in den vergangenen gut 10 Jahren.

KEINE GUTEN AUSSICHTEN

Viele Fachleute meinen, dass auch die Zukunft keine guten Aussichten für Sparer birgt. Es wird mit Rekordverlusten auf Spareinlagen gerechnet – denn Zinserhöhungen sind nicht in Sicht, aber viele Marktteilnehmer gehen von einer weiter steigenden Inflation aus. Umso unverständlicher, dass die Deutschen trotzdem weiterhin in rekordverdächtigen Volumina sparen. Sicherlich hat die Corona-Pandemie darauf auch Einfluss, da sie dazu beiträgt, dass viele Ausgaben wie z. B. für Freizeitgestaltung, Urlaub, Restaurantbesuche etc. gar nicht getätigt werden. Das so eingesparte Geld wird allerdings von vielen Menschen nicht in alternative Kapitalanlage gesteckt, sondern einfach auf dem Konto belassen. Doch dies sollte man sich tatsächlich überlegen – denn real bedeutet dies einen weiterhin steigenden Kaufkraftverlust.

WELCHE ALTERNATIVEN GIBT ES?

Realzinsen im Negativbereich sind keine neue Erscheinung. Auch in den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder lange Phasen mit negativen Realzinsentwicklungen. Daran zu glauben, dass sich diese Entwicklung umkehrt und das gute alte Sparbuch mit reichlich Zinserträgen zurückkehrt, gilt heute immer mehr als Illusion. Es ist bei derzeitiger Marktbetrachtung nicht davon auszugehen, dass die Inflation zurückgehen oder der Guthabenzins merklich steigen wird. Daher raten Fachleute den Menschen zu alternativen Kapitalanlagen – je nach eigener Einstellung gibt es hier sehr zahlreiche Möglichkeiten mit unterschiedlichen Rendite-/Risikoverhältnissen. Auch inflationsgeschützte Anlagen sind möglich, beispielsweise mit Sparplänen auf Börsenprodukte oder Indices, Kapitalanlagen in Sachwerte oder eine Verteilung auf verschiedene Anlageformen durch einen Vermögensverwalter. Eine gute Risikoverteilung sollte beachtet werden und es ist durchaus auch ratsam, einen kleinen Teil des Vermögens weiter als Sichteinlage bestehen zu lassen, z. B. für unvorhergesehene Ausgaben. Neben Aktien (aber wegen des höheren Risikos möglichst keine Einzelaktien) oder ETFs (Exchange Traded Funds) auf Indices sind auch sachwertgestützte Anlagen wie z. B. Immobilien oder Rohstoffe und Edelmetalle eine gute Möglichkeit, inflationsgeschützt anzulegen. Für wen sich welche Anlage bzw. welcher Anlagemix am besten eignet, hängt dabei allerdings stark von der eigenen Situation ab – dies sollte daher am besten mit einem Fachmann erörtert werden.

 

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